Alles neu – oder auch nicht…

Kameraequipment ist nicht eben günstig. Zumindest nicht ab einer gewissen Qualitätsliga. Einsteigersets sind heute schon für sehr faires Geld von fast allen Herstellern zu bekommen. Richtig gute Sachen kosten aber auch ordentlich – warum also nicht gebraucht kaufen? Worauf sollte man achten? Woran erkennt man „Gurken“?

Auslösungen:
Gerade bei als „Profikameras“ klassifizierten Geräten wird’s schwieriger: Einerseits sind hier die Neupreise so hoch, dass man sich ernsthaft überlegen sollte, ob sich das lohnt. Andererseits werden solche Geräte in erster Linie von Semiprofis oder Profis genutzt – das heißt meist eben auch ausgiebig! Nun sind die Verschlüsse der meisten Kameras auf 100.000, 150.000 oder sogar weit mehr getestet. Ein professioneller Fotograf verschießt mit einem einzigen Body aber auch mal gerne 50-100.000 Auslösungen im Jahr… Die Auslösungen spielen also bei der Einschätzung eine wichtige Rolle.

Sensor:
Das wichtigste Element dürfte bei heutigen DSLRs natürlich der Sensor selbst sein. Minimaler Staub o.Ä. auf dem Sensor ist kein Problem – sagt aber auch etwas über den Pflegezustand des Gerätes aus… Viel schlimmer (und ein absolutes Kaufhindernis) sind Kratzer auf dem Sensor. Überprüfen kann man das Ganze, indem man den Mirror Lock-Up der Kamera benutzt, so dass der Spiegel hochklappt. Manchmal heißt diese Funktion auch „Sensorreinigung“ im Menü. Leuchtet mal schräg mit einer Taschenlampe rein. Noch besser: Sensorlupen. Hab ich auch nicht, geht auch ohne 🙂 Massive & damit störende Kratzer sind so zu sehen. Ansonsten hilft es auch, den Blendenwert auf einen möglichst hohen Wert zu stellen (z. B. 22), dabei Fokus auf unendlich und eine weiße bzw. möglichst einfarbige Fläche fotografieren. Beim anschließenden Betrachten des Bildes im Vergrößerungsmodus sollten kritische Flecken auffallen (wenn es sich dabei lediglich um Staub handelt, lässt dieser sich in der Regel leicht entfernen).

weitere Indizien:
Fragt den Besitzer nach der Nutzungshäufigkeit & überprüft seine Aussagen anhand der folgenden Fragen: Wie abgegriffen ist das Gehäuse? Klappert irgendwas? Sind Dichtungen bereits erkennbar undicht? Stimmen die „Spaltmaße“ noch? Sind irgendwo abgebrochene Plastikecken zu sehen? Wie sieht der Blitzschuh aus: Oft ist dieser schwarz lackiert. Nach häufiger Benutzung reibt sich der Lack langsam ab. Wenn der Blitzschuh sehr „blank“ aussieht, kann dies auf eine häufige Nutzung hinweisen. Ähnliches gilt für den Kameragurt: Ist dieser stark abgenutzt? Wei sieht das Display aus: lauter kleine, haarfeine Kratzer oder noch schön glatt? All dies sind Indizien für die Nutzungshäufigkeit und die Sorgfalt, mit der der Besitzer sein Arbeitsgerät behandelt hat.

Objektive:
Front- & Rückdeckel entfernen und in verschiedenen Lichtsituationen einfach prüfen, ob die Vorder- oder Hinterlinse Kratzer oder Fehler in der Beschichtung haben. Haltet die Linse mal gegen das Licht (Achtung: Nicht in die Sonne!) und prüft, ob das Innere voller Staub ist oder ob sich sogar Pilz gebildet hat (weiße, kleine Fäden, die über das Glas „wandern“). Wenn das Objektiv, insbesondere wenn es sich um sehr alte Linsen handelt, schon nach feuchtem Keller riecht, wäre ich skeptisch. Checkt auch die Blendenlamellen: Sind diese ölfrei und leichtgängig? Setzt das Objektiv an die Kamera: Funktioniert der Autofokus? Ist es scharf?

Mein Tipp: Tagsüber mit dem Verkäufer treffen, am besten irgendwo im Café, unter Leuten. Leute mit betrügerischen Absichten lassen sich darauf erfahrungsgemäß seltener ein. Auch ist Tageslicht einfach hilfreich, um bestimmte „Macken“ am Gerät zu erkennen.

Übrigens, das oben abgebildete Objektiv ist ein uraltes Steinheil 135mm mit M42-Schraubanschluss. Solche Schätzchen zaubern ihren ganz eigenen Look an modernen DSLRs…

Sicherlich ist diese Liste nicht vollständig. Ich freue mich auf Ergänzungen per Kommentarfunktion.

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